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Nikola Hahn, warum Kriminalliteratur?

 

Sie ist mit Sicherheit eine der kreativsten Polizistinnen in Deutschland: Mit dem historischen Kriminalroman Die Detektivin gelang ihr ein bei Publikum und Kritik gleichermaßen beliebter Bestseller. Im August 2000 erschien ihr neuer Roman Die Wassermühle im Ullstein Taschenbuch Verlag.
Nikola Hahn äußert sich in unserer Rubrik »Warum Kriminalliteratur?« über indigniertes Stirnrunzeln und warum die Kriminalliteratur »nicht nur einen festen Platz in der Gunst der Leser, sondern endlich einen solchen auch im Feuilleton verdient.«

 

Mord und Totschlag sind nicht totzukriegen

 

Die Detektivin Was denn? Sie lesen Kriminalromane? Das ist doch keine Literatur! sagt der renommierte Kritiker. Seine Miene wird noch besorgter, wenn ich gestehe, daß ich nicht nur Krimis lese, sondern auch welche schreibe. Das Pfui! steht ihm sozusagen auf der indigniert gerunzelten Stirn. Doch trotz aller literaturkritischen Abgesänge und Grabreden - das Genre Mord und Totschlag ist nicht totzukriegen. Warum? Darüber zerbrechen sich nicht nur Kritiker die zerfurchten Köpfe. Dabei ist es so einfach: Die Geschichte der Menschheit ist durchsetzt und verwoben mit dem Bösen, dem Abgründigen. Du sollst nicht töten, heißt es in der Bibel, aber was taten die Menschen? Sie wurden aus dem Paradies vertrieben, und schon geschah ein Mord: Kain erschlug seinen Bruder Abel. Kein klassischer Krimi, gewiß, denn Mörder und Motiv verrät uns das Buch der Bücher ohne jede Spannung. Aber das Böse ist in der Welt, und da ist es geblieben. Auch in der Literatur. Und indem wir uns damit beschäftigen, ergründen wir nicht zuletzt auch ein wenig die dunklen Seiten in uns selbst.

Die Wassermühle Ob der eingangs erwähnte Kritiker weiß, daß Friedrich Schiller höchstselbst in seinem Vorwort zur ersten umfänglichen Sammlung berühmter Kriminalfälle, dem PITAVAL, einen Lesestoff verteidigt, der, wie viele glauben, nur die niedrigsten Instinkte im Menschen anspricht? Die Lust der Leser am unterhaltsam aufbereiteten Mord hat Zeiten und Moden überdauert, es änderten sich Stil und Form, nicht aber die Intention: Den Leser mitzunehmen auf eine spannenende Spurensuche. Der erste "richtige" literarische Detektiv ist 160 Jahre alt; er hieß nicht, wie viele vielleicht vermuten, Sherlock Holmes, sondern Auguste Dupin und ermittelte in Paris. Aus diesen Anfängen entwickelte sich ein Genre, das immer wieder aufs neue den Blick frei gibt auf einen Teil der Gesellschaft, der dem Normalbürger verborgen ist, das Helden erschafft, tragische, böse, gute, aber immer faszinierende, die den Leser in ihren Bann ziehen, weil sie die Wahrheit suchen, aufdecken, leugnen oder an ihr zerbrechen. Mehr als andere Romane kann der Krimi ein Abbild unserer Gesellschaft sein, Mißstände aufzeigen, Zeitgeist spiegeln. Deshalb hat das Urgestein der verfemten U-Literatur nicht nur einen festen Platz in der Gunst der Leser, sondern endlich einen solchen auch im Feuilleton verdient. Bis es soweit ist, sollten wir es mit Friedrich Dürrenmatt halten: "Wie besteht der Künstler in der Welt der Bildung, der Analphabeten? Vielleicht am besten, indem er Kriminalromane schreibt, Kunst da tut, wo sie niemand vermutet. Die Literatur muß so leicht werden, daß sie auf der Waage der heutigen Literaturkritik nichts mehr wiegt. Nur so wird sie wieder gewichtig." Kriminalliteratur: Darum!

© Nikola Hahn, 2000

 

  Kurzportrait:

Nikola Hahn Nikola Hahn, geboren 1963 in Wehrda/Kreis Marburg-Biedenkopf, nimmt nach der Schule ein Studium an der Verwaltungsfachhochschule Köln auf. Nach einem halben Jahr bricht sie ab und beginnt eine Ausbildung bei der hessisischen Polizei. Zunächst versieht sie ihren Dienst am Frankfurter Flughafen (Einsätze auch bei Demonstrationen). 1990 wechselt Nikola Hahn zur Kripo nach Offenbach und beschäftigt sich hauptsächlich mit Wirtschaftskriminalität. Im Frühjahr 1999 wechselt sie in das Dezernat für Tötungsdelikte, Raub und Erpressungen und wird im April dieses Jahres zur Kriminalhauptkommissarin befördert.

Parallel zu ihrer Polizei-Ausbildung absolviert Nikola Hahn ein mehrjähriges Fernstudium in Belletristik, Lyrik und Sachliteratur. Sie veröffentlicht diverse Gedichte, Kurzgeschichten und Artikel. 1995 erscheint ihr erstes Buch "Baumgesicht", eine Anthologie mit Gedichten und Prosa. 1998 erscheint ihr erster Kriminalroman "Die Detektivin": ein nicht nur unterhaltender Roman, sondern auch ein sachlich genaues Werk zur Geschichte der Kriminalistik und der Rolle der Frauen im späten 19. Jahrhundert. Der Roman wird von der Kritik sehr postiv aufgenommen und entwickelt sich zu einem kleinen Bestseller. Im August erschien Nikola Hahns zweiter Roman "Die Wassermühle".

Nikola Hahns Kreativität beschränkt sich nicht nur aufs Schreiben: Sie verfügt über ein beachtliches Talent im Zeichnen von Fantasiebildern und Karikaturen. Darüberhinaus engagiert sie sich bei den InternationalPenfriends - eine Organisation, die Brieffreundschaften vermittelt und so die internationalen Verständigung von unten befördern will.

Weitere Informationen zu Nikola Hahn und ihren vielfältigen Aktivitäten finden Sie auf ihrer Homepage unter
http://home.t-online.de/home/nikola-hahn

 

 

Bibliographie:

Das Baumgesicht, 1995 (Gedichte und Prosa)
Die Detektivin, 1998
Die Wassermühle, 2000
Die Farbe von Kristall, 2002

 

 

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