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Robert Stone und sein neuer Politthriller
"Das Jerusalem Syndrom"

von D.B.Blettenberg

 

Das Jerusalem-Syndrom Ein nordamerikanischer Kritiker schrieb sinngemäß: "Robert Stone ist ein Entdecker, der uns mitnimmt zu den brüchigen Rändern der uns bekannten Welt."

Genau so ist es. Sein neuster Roman "Das Jerusalem Syndrom" ist ein lupenreiner Polit-Thriller, geschrieben auf höchstem Niveau, mit einem Plot, in dem eine hochexplosive Mischung aus politischen Triebtätern, internationalen Psychopathen und religiösen Eiferern die heiligen Stätten Jerusalems in die Luft jagen will. Es geht in diesem Buch um Glauben, und "falls man ihn hat" was er wert ist. Es geht um die Sucht nach absoluter Erkenntnis, die Abhängigkeit von Mythen und um Mut und Feigheit.

Das mag sich abstrakt anhören, aber Robert Stone macht es mit literarischer Meisterschaft und glaubwürdigen Protagonisten lebendig. Seine Figuren sind immer auf ganz besondere Art spannend und faszinierend - wie Heilige oder Teufel. Christopher Lucas, ein amerikanischer Journalist im freiwilligen Exil. Sonia Barnes, eine Nachtklubsängerin. Adam De Kuff, ein erratischer Guru, den dunkle Kräfte zum neuen Messias hochmanipulieren wollen. Raziel Melker, ein durchgeknallter Intrigant. Sie alle tanzen durch Jerusalem und den Gaza-Streifen wie über ein Minenfeld - in der einen Hand eine abgezogene Handgranate, in der anderen das jeweilige Gebetbuch, auf das sie sich berufen.

Damascus Gate Robert Stone wurde 1937 in Brooklyn geboren. Newsweek nennt ihn "den besten Romancier, den wir haben". Der mit dem National Book Award und dem Faulkner Foundation Award ausgezeichnete Stone gehört ohne Zweifel zu den größten lebenden Schriftstellern unserer Zeit. Alle seine Romane sind zeitgenössische Abenteuergeschichten voller Spannung und Tiefe. Will man die Gattung des Thrillers zur Auslese heranziehen, so gehören insbesondere Das Jerusalem Syndrom (Damascus Gate), Unter Teufeln (Dog Soldiers) und Das Geschrei deiner Feinde (A Flag for Sunrise) in dieses Genre.

Stones Werk ist im deutschsprachigen Raum leider immer noch nicht in einem Maße bekannt, dass seinem Können auch nur annähernd gerecht würde. Warum, fragt man sich? Wenige Autoren wandeln so mutig und zielstrebig auf dem schmalen Grat zwischen aufregender Unterhaltung und anspruchsvoller Ausführung, was Stil und Thematik angeht, und kaum einer davon verfügt über Stones Gabe intellektuelle Tiefe mit vorwärtstreibendem Erzählen zu verbinden. Genau das wird zwar mit lautem Marktgeschrei von wahrlich nicht wenigen seiner Konkurrenten behauptet - einlösen können sie es meist nicht, auch wenn ihre Bücher in Stapeln die Buchläden blockieren. Nicht wenige dieser hochgejubelten Werke verkaufen sich und wandern ungelesen ins heimische Regal oder demolieren im weitaus schlimmeren Fall das Leseverhalten intelligenter Leser für alle Zeiten - andere werden nach Ablauf der Schamfrist wieder Palette für Palette Richtung Verlag remittiert, was versöhnlich stimmen mag.

Ein Buch von Robert Stone muss man - wenn es nicht gar "vergriffen" ist - nicht selten im Buchladen bestellen, und hat es frühenstens am darauf folgenden Tag in der Hand und vor Augen. Nie haben sich 24 Stunden Wartezeit besser gelohnt. Sein neuster Roman wurde allerdings erst vor kurzem ausgeliefert und ist derzeit im Handel. Greifen Sie also direkt zu!

 

© D.B. Blettenberg, 2000

Robert Stone: Das Jerusalem Syndrom. (Damascus Gate, 1998). Roman. Aus dem Amerikanischen von Dirk van Gunsteren. Wien: Zsolnay, 2000, 603 S., 49,80 DM

 

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Detlef B. Blettenberg Kurzportrait D.B. Blettenberg:

Detlef B(ernd) Blettenberg stammt aus dem Westerwald. Nach der Schule machte er eine Ausbildung als Technischer Zeichner, leistete seinen Wehrdienst bei der Marine und arbeitete als Konstrukteur in der Industrie.

1972 stößt D.B. Blettenberg zur Entwicklungshilfe und arbeitet lange Jahre für den Deutschen Entwicklungsdienst, u.a. in Ecuador, Thailand und Nicaragua. Er veröffentlicht diverse Fachbeiträge zum Thema Entwicklungshilfe. Blettenbergs erster Roman "Weint nicht um mich in Quito" erscheint 1981. Für seine Romane erhält er diverse Auszeichnungen, u.a. den deutschen Krimipreis für "Farang" und "Blauer Rum".

D.B. Blettenberg lebt und arbeitet seit 1994 in Berlin. Neben seinen Romanen veröffentlichte er Essays, Reportagen und Kurzgeschichten und schrieb diverse Drehbücher. Derzeit arbeitet er an einem neuen Roman mit dem Arbeitstitel Fidschitown, der - so D.B. Blettenberg - "zum Großteil in (und vor allem unter) Berlin spielt". Wir dürfen gespannt sein.

 

Kurz-Bibliographie:

Romane:

Weint nicht um mich in Quito, 1981 (*)
Agaven sterben einsam, 1982 (*)
Barbachs Bilder, 1984
Siamesische Hunde, 1987
Farang, 1988
Blauer Rum, 1994
Harte Schnitte, 1995
Null Uhr Managua, 1997
Berlin Fidschitown, 2003
Land der guten Hoffnung, 2006
Murnaus Vermächtnis, 2010
Falken jagen, 2018

(*) Beide Romane erschienen 2005 in dem Doppelband Blut für Bolivar.

 

Sachbücher und Erzählbände:

Inka grollt und Buddha lächelt, 1988 (Reportagen)
Victoria Falls, 1995 (Erzählung)
Bis zum späten Morgen, 1996 (Stories)

 

Weitere Informationen zu D.B. Blettenberg und eine ausfühliche Biblio- und Filmographie finden Sie unter
http://www.dbblettenberg.de

 

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