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Tony Fennelly

 

Tony Fennelly Tony Fennelly (eigentlich Antonia M. Fennelly Catoire), geboren 1945, wuchs auf in einer Kleinstadt in New Jersey. Nach der Highschool schlägt sich Tony Fennelly mit den unterschiedlichen Jobs rum - u.a. verkauft sie Damenunterwäsche in New York und wandert in Puerto Rico als Vertreterin für Bücher von Haustür zu Haustür.

"1968 gab es fast keinen Job für eine Frau, bei dem sie nicht Oben-ohne herumlaufen mußte: Tänzerin, Kellnerin, Blackjack-Dealerin im Casino, sogar die Schuhputzmädchen im Hotel. Zu der Zeit wollte ich mich gar nicht mehr auf irgendwelche Jobs bewerben, weil der Inhaber des Ladens mich unweigerlich erst einmal Oben-ohne sehen wollte. Ich wollte meine Titten aber nicht vorführen. Ich hatte Angst, daß der Kerl nur den Kopf schütteln würde. 'Nein, damit ist überhaupt nichts zu machen.'

Schließlich fand ich einen Job in einer heruntergekommenen Spielhölle in der Geary Street. Es war ein illegaler Nachtclub, der auch nach der Sperrstunde noch geöffnet hatte und wo billiger Gin in Kaffeetassen ausgeschenkt wurde. Wir Kellnerinnen bekamen eine Provision für jeden Drink, zu dem uns unsere Verehrer einluden. Wenn jemand Bullen im Raum erkannte, brüllte er 'Sitte!', und alle Drinks wurden auf den Boden geschüttet. Oder auf die Oberschenkel eines Matrosen."
Tony Fennelly 1998 in einem Beitrag für Tangled Web UK, zitiert nach einer Übersetzung von Lisa Kuppler.

 

Tony Fennelly versuchte ihr Glück in Europa, fühlte sich hier aber nicht wohl. Sie kehrte nach Amerika zurück und studierte an der University of New Orleans Schauspielerei (B.A. 1976). Zu der Zeit war ihr klar geworden, dass sie Schriftstellerin werden wollte. Sie schrieb jeden Tag acht Stunden, aber erst im Oktober 1985 wurde ihr erstes Buch »Glory Hole Murders« um den schwulen Privatdetektiven Matt Sinclair veröffentlicht. Bis dahin hatte Tony Fennelly bereits acht Romane geschrieben, die alle abgelehnt wurden. »Glory Hole Murders« wurde von den Mystery Writers of America für den Edgar als besten Krimi-Erstling nominiert.

Wegen der Aids-Epidemie gab ihr der amerikanischer Verleger Ende der 80er Jahre zu verstehen, dass Bücher mit schwulen Privatdetektiven nicht zu verkaufen seien. Der dritte Roman der Reihe, »Kiss Yourself Goodbye«, wurde nur noch in England und in Deutschland verlegt.

1994 erschien »The Hippie in the Wall« mit der neuen Heldin Margo Fortier. Margo Fortier arbeitet als Klatschkolumnistin für eine Zeitung in New Orleans und stolpert gemeinsam mit ihrem schwulen Schein-Ehemann Julian immer wieder in kriminelle Abenteuer. Doch auch die neue Reihe fand in den USA nicht den ganz großen Anklang: Von den bisher fünf Romanen wurden gerade mal zwei veröffentlicht; ein dritter soll im Laufe des Jahres in einem kleinen Verlag in Dallas, Texas erscheinen.

Tony Fennelly in einem kleinen Beitrag für kaliber .38, warum sie sich mit Kriminalliteratur beschäftige:

Ich wuchs auf in den Fünfziger Jahren in Mountain Lakes, New Jersey - einer liebenswerten Stadt der gehobenen Mittelschicht. Jeder, den ich kannte, lebte in einem Haus mit Vorgarten, einer Zufahrt und einer Garage. Es gab keine Kriminalität in Mountain Lakes. Unsere Eltern haben die Tür nicht abgeschlossen. Wir Kinder hatten keine Schlösser für unsere Fahrräder (jedes Kind der Stadt hatte ein eigenes Fahrrad, also wollte niemand das eines anderen haben). Ich habe dort nie Armut gesehen. Niemand lebte von Sozialhilfe. Es gab keine Drogen - nicht mal in den Filmen, die ich für 25 Cents im State Theater gesehen habe. Scheidungen wurden geheim gehalten. Wenn ich überhaupt unverheiratete Mütter gekannt habe, so war ich mir dessen nicht bewußt. Das war eine ungeheuerliche Vorstellung. In der Eisenhauer-Ära war das Lesen von Kriminalliteratur "eskapistisch" - wir lasen Agatha Christie, um der Langeweile unseres monotonem, ereignislosem Alltagslebens zu entkommen.

Heute, als Frau in den mittleren Jahren, lebe ich in der Stadt New Orleans, im Jahr der Schlange 2001, und ich muss mit mir mehr Schlüssel herumschleppen als ein Hausmeister, um mit all den Türen, Vorhängeschlössern, Ketten und eisernen Toren klar zu kommen, die mich schützen sollen. Ich bin umgeben von drogenbedingter Armut, von elterlicher Verantwortungslosigkeit und von Kriminalität. Ich selbst war das Opfer von Straßenraub, Brieftaschen- und Portmonnaie-Diebstahl, Fahrraddiebstahl, Autodiebstahl, versuchtem Autodiebstahl, unbefugtem Eindringen in mein Haus, versuchter Vergewaltigung, Vandalismus und ungezählter Einbrüche.

Heutzutage lese ich Kriminalliteratur, um aus der Atmosphäre brutaler Straßenverbrechen in eine Traumwelt zu fliehen, in der die Menschen jeden Tag elegant und geistreich sind, und sogar die Verbrechen beinahe vornehm erscheinen, weil sie nicht begangen werden, bloß um an Geld für Drogen zu kommen, sondern aus zivilisierteren Motiven.

Tony Fennelly gehört zu einer Gruppe neofeministischer Autorinnen, die Sie auf ihrer wunderbaren Homepage unter www.tartcity.com besuchen können. Die Autorinnen beschreiben ihre Hauptfiguren als "neofeminist women, half Philip Marlowe, half femme-fatale, who make their own rules, who think it's entirely possible to save the world while wearing a drop-dead dress and stiletto heels. Our heroines are Modesty Blaise and Emma Peel, our morals are questionable and our attitude always needs adjustment...". Schauen Sie mal rein, es lohnt sich.

 

© j.c.schmidt, 2001

 

Matt Sinclair-Romane:
The Glory Hole Murders
[New York: Carroll & Graf, 1985]
[London: Arlington, 1986]
1985 Mord auf der Klappe
[Berlin: Rotbuch, 1987]
The Closet Hanging
[New York: Carroll & Graf, 1987]
[London: Arlington Books, 1987]
1987 Bärendienst
[Berlin: Rotbuch, 1988]
Kiss Yourself Goodbye
[London: Arlington Books, 1989]
1989 Robins Hochzeit
[Berlin: Rotbuch, 1990]

 

Auch die beiden Sammelbände möchten wir Ihnen nicht verschweigen: Murder with a Twist, erschien 1991 bei Carroll and Graf in New York. Der Band enthält die beiden ersten Matty-Sinclair-Romane. Und die Matty-Sinclair-Trilogie, 1996 bei Rotbuch erschien, enthält... - genau.

Margo Fortier-Serie:
Hippie in the Wall
[New York: St. Martin's Press, 1994]
1992 Der Hippie in der Wand
[Berlin: Rotbuch, 1992]
Cherry 1993 Hurenglanz
[Berlin: Rotbuch, 1993]
1-900-DEAD
[New York: St. Martin's Press, 1997]
1997 Blutige Séance
[Hamburg: Rotbuch, 1997]
Don't Blame the Snake
[Dallas, Tx.: Top Publications, 2001]
1999 Kreuzfahrt mit Biß
[Hamburg: Rotbuch, 1999]
Home Dead for Christmas 2000 Leichen zum Fest
[Hamburg: Rotbuch, 2000]

 

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